Erste Pilgerherberge öffnet im März

Dann können Wanderer in Veltheim rasten. Auf dem Braunschweiger Jakobsweg soll in diesem Jahr die Beschilderung starten.

Von Christoph Koopmann

Region. Der Frühling steht vor der Tür, wieder machen sich Spaziergänger und Wanderer auf – und ebenso Pilger, denn für sie hat das Laufen zusätzlich einen spirituellen Aspekt. Daher werden bald nicht nur auf dem Jakobsweg in Spanien, sondern auch auf dem Braunschweiger Jakobsweg wieder viele Menschen unterwegs sein.

Die Evangelische Akademie Abt Jerusalem und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz sind seit dem vergangenen Jahr dabei, den historischen Pilgerweg in unserer Region wiederzubeleben. Künftig soll er auf 250 Kilometern zwischen Magdeburg und Höxter verlaufen. Von Höxter aus gelangt man dann über weitere Wege zum spanischen Jakobsweg und nach Santiago de Compostela.

2014 haben auf dem Braunschweiger Jakobsweg insgesamt rund 250 Pilger an geführten Touren teilgenommen – und zwar auf dem Abschnitt zwischen Helmstedt und Braunschweig. In den nächsten Monaten wird nun die Strecke Richtung Hildesheim erschlossen – die drei für das Frühjahr angebotenen Pilgertouren sind sogar schon ausgebucht.

Vier Frauen und Männer lassen sich zu Pilgerbegleitern ausbilden

Pilgern? Das ist doch nur was für Senioren, meint man oft – junge Menschen können mit Spiritualität und Kirche nicht mehr viel anfangen, heißt es. Dass dem nicht so ist, beweist ein junger Mann im Alter von 30 Jahren: Frank Hesping. Er arbeitet bei VW, promoviert nebenbei – und lässt sich derzeit zum Pilgerbegleiter ausbilden, um künftig Pilgergruppen auf dem Braunschweiger Jakobsweg zu führen.

Wie er auf diese Idee kommt? Ganz einfach: „Ich stehe hier für eine Generation, die nicht nur Karriere machen will. Wir wollen unser Leben genießen und damit nicht bis zum Ruhestand warten“, sagt er. „Junge Menschen wollen die berufliche Karriere mit einem Ausdruck ihrer persönlichen Freiheit kombinieren.“ Doch wie soll das funktionieren? „Pilgern ist für mich die perfekte Möglichkeit, einen Ausgleich zum anstrengenden Alltag zu schaffen“, erklärt er. Hesping führt weiter aus, dass es insbesondere unter jungen Menschen einen Bedarf an Programmen wie etwa Pilgertouren gebe. Denn der Wunsch nach Entschleunigung sei sehr stark.

Neben Hesping haben noch ein Mann und zwei Frauen im Februar die Pilgerbegleiter-Ausbildung begonnen. Die Akademie Abt Jerusalem arbeitet dabei mit der Landeskirche Hannovers zusammen.

„In der Ausbildung geht es unter anderem um die Gestaltung einer Weg-Liturgie mit Liedern, Gebeten und Texten“, erklärt Dieter Prüschenk, der schon seit einigen Jahren als Pilgerbegleiter unterwegs ist und das Jakobsweg- Projekt im Auftrag der Akademie ehrenamtlich koordiniert.

In Räbke, Veltheim und Lehndorf können Pilger künftig übernachten

Damit sich Pilger auch allein auf den Braunschweiger Jakobsweg machen können, soll ein erster Abschnitt zwischen Helmstedt und Braunschweig-Lehndorf möglichst noch in diesem Jahr ausgeschildert werden. Hierfür sind unter anderem Verhandlungen mit Landwirten nötig, über deren Grund der Weg verlaufen soll.

Akademie-Direktor Dieter Rammler ist begeistert von der Entwicklung des Projektes. So wird zum Beispiel am 21. März in Veltheim am Elm eine Pilgerherberge eingeweiht – dies geschieht auf Betreiben der dortigen katholischen Kirchengemeinde. Weitere Pilgerherbergen sollen in Räbke im Kreis Helmstedt und in Braunschweig entstehen.

Termine dafür stehen noch nicht fest – aber beim Pilgern geht es schließlich auch nicht um Eile. Vielmehr sind es die Verbindungen, die zählen. Gemeint sind da- mit nicht nur Verbindungen zwischen Orten, Kirchen oder Klöstern. „Besonders wichtig ist die Verknüpfung von Natur, Kultur und Spiritualität“, erklärt Dieter Rammler. Pilgern verbindet aber auch Menschen, gar Generationen – das zeigt Frank Hespings Beispiel.

aus BZ vom 09.03.2015

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